Seit 2020 tauschen sich die Projektmanager*innen der Integrierten Ländlichen Entwicklungen (ILE) in der Oberpfalz unter Leitung des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberpfalz halbjährlich aus. Das siebte Treffen fand in der ILE Vorderer Bayerischer Wald mit Sitz in Wörth a.d.Donau in der Mitgliedsgemeinde Brennberg statt. Nach dem vormittäglichen Input zur Flächenspar-Offensive der Regierung, aktuellen Förderrichtlinien und Informationen des ALE Oberpfalz folgte am Nachmittag eine Exkursion durch den Vorderen Bayerischen Wald, bei der einige ILE-Projekte besichtigt wurden.
Allgemeines zur ILE „Vorderer Bayerischer Wald“
Im Gemeinde- und Pfarrsaal Brennberg begrüßten Daniela Wehner und Michael Neft vom ALE Oberpfalz sowie 1. Bürgermeisterin und ILE-Vorsitzende Irmgard Sauerer die 20 Anwesenden. Eingangs informierten die ALE-Vertreter über aktuelle Themen, Termine und Neuerungen. Anschließend stellte ILE-Managerin Lea Hildebrandt die ILE Vorderer Bayerischer Wald mit ihren zehn Mitgliedskommunen (Altenthann, Bernhardswald, Brennberg, Falkenstein, Michelsneukirchen, Rettenbach, Wald, Wiesent, Wörth a.d.Donau und Zell) vor. Seit drei Jahren gibt es die Geschäftsstelle in Wörth und sowohl Lea Hildebrandt als auch Mitarbeiterin Gerlinde Fink kümmern sich um die Umsetzung verschiedener Projekte.
Als eine der ersten Maßnahmen stellte Fink die touristische Neuausrichtung und damit die Neugestaltung der Imagebroschüre „Verschnaufpause“ vor. Seit einem Jahr gibt es in der Region auch einen Klimaschutzmanager, der in einem zweijährigen Förderzeitraum ein Klimaschutzkonzept für die ILE erstellt. Adrian Brieden präsentierte in einem Kurzabriss Ziele und bisherige Projekte. Ein großer Erfolg war die gemeinsame Veranstaltung „Vorwald erleben“, wo man die Landwirte und ihre Erzeugnisse in den Mittelpunkt stellte. Weitere Projekte sind Netzwerktreffen, Bauhofkooperationen und das Regionalbudget, das Hildebrandt näher erläuterte. Bei der nachmittäglichen Exkursion wurden auch Praxisbeispiele besucht.
Flächensparoffensive und Innenentwicklung
Im Nachgang stellte Markus Roth, Flächensparmanager der Regierung der Oberpfalz, die bayerische Flächensparoffensive vor. Fakt sei, dass von 2014 bis 2021 die Landwirtschaftsfläche in Bayern jährlich um 2.622 Hektar – das entspricht 4.370 Fußballfeldern (je 0,6 ha) – zurückgegangen sei. Trotz aller komplexen Herausforderungen wie der Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, Gewerbeflächen und dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse in ganz Bayern zu schaffen, könne Flächensparen auch Möglichkeiten schaffen: Es stärke die Ortszentren, spare Folgekosten (Erschließung und Unterhalt), ermögliche kurze Wege und festige den Werterhalt im Immobilienbestand. Nicht zuletzt erhält es landwirtschaftliche Flächen und schützt so Natur und Landschaft.
Verschiedene Förderinitiativen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) wie beispielweise das Programm „Innenentwicklung“ setzen hier an. Klares Ziel des Bundes sei die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf unter 30 Hektar pro Tag zu verringern. Im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 2003 lag der Flächenverbrauch noch bei 120 Hektar pro Tag. Die Bayerische Staatsregierung beschloss in einer Kabinettssitzung 2019 die Flächensparoffensive, die eine deutliche und dauerhafte Senkung des Flächenverbrauchs ressortübergreifend vorsieht.
Heimat-Digital-Förderrichtlinie
Patrick Dichtler, ebenfalls von der Regierung der Oberpfalz, umriss anschließend die Heimat-Digital-Regional-Förderrichtlinie (HDRFöR) des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat. Sie trat am 1. Januar 2021 in Kraft und soll bis 2026 Heimatprojekte mit innovativem, fachübergreifendem Ansatz mit dem Schwerpunkt Digitalisierung unterstützen. Antragsberechtigst sind allerdings nur Landkreise, Bezirke, kreisfreie Städte sowie Vereine, Stiftung u.v.m. Gemeinden können nur gefördert werden, wenn auch der Landkreis mit im Boot sei. Dies wurde bei den Umsetzungsbegleiter*innen teils mit Unverständnis aufgenommen.
Katja Stiegler von der ILE AOVE – Regionalentwicklung Obere Vils-Ehenbach stellte das Praxisbeispiel „Digitales Innenentwicklungsmanagement in der Kommunalallianz AOVE“ vor mit all seinen Herausforderungen und auch Möglichkeiten. Bei der AOVE ist das Innenentwicklungsmanagement mit den Themen Erneuerbare Energien/Klimawandel sowie regionale Identität auf Basis der im Rahmen des Vitalitäts- Checks für die neun AOVE-Kommunen erarbeiteten Grundlagen verknüpft.
Exkursion ins ILE-Gebiet
Die Exkursion führte zu vier Stationen: Im Kloster Frauenzell erläuterte Bürgermeisterin Irmgard Sauerer den Sachstand und die Herausforderungen einer Sanierung des Klosters, das sich zum Teil in gemeindlicher Hand befindet. Neben dem Kreuzgang, dem Refektorium und Nebenraum wurde auch noch ein Blick in die Ausstellung „Zeitenwende-Buchdruck als Bildungsmotor“ mit der Privatsammlung von Hans Rudolph von der Klosterfreunden Frauenzell geworfen. Anschließend ging es weiter nach Michelsneukirchen, wo Bürgermeister Christian Raab den Solar-Info-Pavillon mit E-Ladestation vorstellte und den besonderen Wert des Förderprogramms „Regionalbudget“ hervorhob.
Auf der Weiterfahrt in den westlichen Teil des ILE-Gebietes wurde noch in Wald bei „Rogelfrei“, dem Regional- und Unverpacktladen, gehalten. Betreiberin Anna Helmberger erzählte von der Idee bis hin zur Umsetzung ihres Ladens. Einige Ausstattungsgegenstände wurden auch über das Regionalbudget finanziell unterstützt. Zum Abschluss besichtigte man den Radlbahnhof in Hauzendorf in der Gemeinde Bernhardswald, wo die Gäste von Bürgermeister Florian Obermeier und der Gastwirtsfamilie Fischer begrüßt wurden. Der Bürgermeister informierte über den Kauf des traditionsreichen Ausflugslokals an der ehemaligen Bahnstrecke von Regensburg nach Falkenstein und dessen Sanierung im vergangenen Jahr. Nur durch die Möglichkeit an der Teilnahme am Programm „Förderung von öffentlichen touristischen Infrastruktureinrichtungen“ (kurz RÖFE) konnte der beliebte Treffpunkt saniert werden und damit wieder in Betrieb gehen. Mit integriert wurden bei der Sanierung auch zwei digitale Infostelen beim Informationszentrum für den Vorderen Bayerischen Wald, das auch das facettenreiche Angebot an Erlebnissen in der Freizeit- und Urlaubsregion medial aufbereitet und in Szene setzt.